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«Holz und Wald: Da werden viele positive Emotionen ausgelöst»

Simon Oberbeck, Landrat Basel-Landschaft, setzt sich vermehrt für die Anliegen von Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern ein. Woher dieses Engagement kommt, erzählt er bei einem Rundgang durch Hardwald bei Basel, wo er sich täglich Energie für den Alltag holt.

Von Lucilia Mendes von Däniken* | «Das hier ist mein Wald», erklärt der Baselbieter Politiker Simon Oberbeck bei einem Spaziergang durch den Hardwald in Birsfelden und Muttenz. «Mein» setzt er zwischen in die Luft gezeichnete Anführungszeichen  und holt aus: «Im Hardwald hielt ich mich schon als Kind viel auf. Wir spazierten hier, wir spielten hier – hier erklärte mir mein Vater die verschiedenen Baumarten.» Der Hardwald fasziniert ihn immer wieder. Gerne lässt er den Blick über den Rhein zu den Häfen und auf die andere Uferseite nach Deutschland schweifen. Die Lage des Waldes zwischen Rhein, Hafen, Kantonsstrasse und Autobahn ist aussergewöhnlich, und dies trägt zur Besonderheit dieses Waldes bei. Kanalisierte Bäche zeigen auf, dass der Hardwald ein wichtiger Wasserspender ist. Zudem hofft Oberbeck, dass die Umbauarbeiten beim Restaurant Waldhaus rasch voranschreiten und er dort – mitten im Wald, bald wieder einen Kaffee trinken darf.

Die Politik scheint nebst dem Beruf seinen Alltag vollkommen auszufüllen. Kein Wunder: Simon Oberbeck ist seit seinem 16. Lebensjahr ein engagierter Politiker für die Partei «Die Mitte». Er setzte sich ein als Jugendrat, war Präsident der Jungen CVP Schweiz, heute ist er Birsfeldener Gemeinderat sowie Landrat und Fraktionspräsident der Mitte/GLP im Kanton Basel-Landschaft. Bei seiner politischen Tätigkeit sind 
Wald und Holz in letzter Zeit vermehrt 
auf seinen Radar gerückt.

Erstmals 2018, als aufgrund der grossen Trockenheit der Hardwald für einige Monate gesperrt werden musste: «Als Gemeinderat und regelmässiger Nutzer dieses Waldes wurde mir erstmals so richtig bewusst, wie wichtig der Wald für unseren Alltag ist – und wie sensibel er auf Veränderungen 
von aussen reagiert.» 

Seit Dezember 2013 arbeitet Oberbeck als Beauftragter Kommunikation und Verkehrspolitik bei den Schweizerischen Rheinhäfen. Auf den ersten Blick sind die Verbindung zu Wald und Holz und sein politisches Engagement dafür zumindest aus beruflicher Sicht nicht ganz erklärbar. Privat hat ihn aber der Wald nie losgelassen 
– und während des ersten Lockdowns sogar vollends gefesselt: «Seither gehe ich jeden Tag für einen Spaziergang in diesen Wald. Unter der Woche vielleicht nur für ein paar Schritte, aber am Wochenende können es schon mal zwei Stunden sein.»

Bei diesen Spaziergängen beginne er immer mehr Zusammenhänge zu sehen. Das mache ihn nachdenklich, das mache ihn neugierig. «Mir wird immer bewusster, wie wichtig das Naherholungsgebiet Wald ist. Wie viele Nutzer vom Wald abhängig sind. Und gleichzeitig merke ich, was der Werkstoff Holz auf dem Markt für eine Position hat», erklärt Oberbeck. Und ergänzt: «Eine viel zu kleine, meines Erachtens.» 

So stimme es nämlich nicht, dass er beruflich keinen Bezug zum Holz habe: «Immerhin werden in den Rheinhäfen jährlich 5000 Tonnen verladen.» 

Schweizer Holz noch zu wenig berücksichtigt

Durch all die beruflichen, persönlichen und vor allem eben in den vergangenen Wochen auch weltpolitischen Beobachtungen und Erkenntnisse wurde ihm in Bezug auf Holz bewusst: «Wir brauchen möglichst rasch Lösungen zum Schutz der Wälder und zur Förderung des Holzes. Und zwar Lösungen, die allen dienen und die für alle Sinn ergeben. Es liegt nun in der Hand der Politik, die dafür nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen.» Und so hat er in den vergangenen Monaten bereits mehrere politische Vorstösse zugunsten von Wald und Holz getätigt. Aktuell ist dies der im Herbst 2021 zusammen mit Landratskollegin Béatrix von Sury d’Aspremont eingereichte Fraktionsvorstoss mit dem Titel «Holzbaustrategie Kanton Basel-Landschaft». Dieser wurde von mehr als der Hälfte der Landrätinnen und Landräte mitunterzeichnet, nämlich von genau 48. «Ich stellte fest, dass das Thema Holz unbestritten positive Emotionen auslöst.» Oberbecks Antrieb zu dieser Motion: «Bei der Planung und Realisierung von Neubauten, aber auch von Sanierungen, an denen der Kanton beteiligt ist, wird der Rohstoff Holz noch zu wenig in die Überlegungen miteinbezogen.» 

Zu dieser Erkenntnis kam er unter anderem dank eines Vorstosses im Februar 2021. In einer Interpellation fragte er an, ob man bei der Planung des Wildtierübergangs in Tenniken (BL) («Wald und Holz», April-Ausgabe) den Werkstoff Holz miteinbezogen habe. Er verweist dabei auf den Wildtierübergang in Suhr (AG), der aus Holz angefertigt worden war. Seine Fragen an den Landrat lauteten:

1. Ist die Regierung ebenfalls der Meinung, dass der Wildtierübergang Tenniken aus Holz gebaut werden sollte?

2. Ist die Regierung bereit, sich dafür einzusetzen, dass der Wildtierübergang Tenniken aus Holz realisiert wird?

3. Kann für den Wildtierübergang Holz aus den Wäldern des Kantons 
verwendet werden?

Die Antwort war ernüchternd: «Da es sich um ein Bauwerk des Bundesamts für Strassen handelt, hat der Regierungsrat nur geringe Einflussmöglichkeiten auf das Bauvorhaben. Grundsätzlich begrüsst er aber Bemühungen, die bei öffentlichen Bauten den nachwachsenden, nach Möglichkeit einheimischen Rohstoff Holz als Baustoff vorsehen.» So ernüchternd die Antwort war, so deutlich zeigte sie Oberbeck auf: 
«Da geht noch mehr!» 

Alle müssen mitziehen

Für ihn ist auch klar, dass es nicht reicht, wenn die Politik Rahmenbedingungen für den Schutz von Wald und den Einsatz von Holz schafft, hingegen die Ressourcen und die Infrastruktur nicht in genügendem Umfang zur Verfügung stehen. Er erklärt dies am Beispiel der Förderung von Holz als Baustoff: «Es bringt wenig, wenn die Forstwirtschaft Holz liefern kann und will, die Bauherren und Architekten aber nicht mitziehen und die Verarbeitungsbetriebe nicht vorhanden sind. Gerade bei der Verarbeitungsindustrie sehe ich einen Flaschenhals. Müsste man nämlich noch mehr Holz importieren, weil die Nachfrage steigt, wir aber nicht genug Schweizer Holz beziehen und verarbeiten können, dann wären wir im wahrsten Sinne auf dem «Holzweg». Die Lösung sieht Oberbeck darin, dass noch mehr ins Know-how investiert wird.

Ökologie und Ökonomie seien keine Gegner, so Oberbeck. Ihm ist wichtig, dass immer mehr Entscheidungsträger sich dessen bewusst würden. Zudem findet er, dass – wenn man will, dass Holz immer mehr an Attraktivität gewinnt unbedingt mehr Leuchtturmprojekte realisiet werden müssten. «Und genau da spielt die Politik wieder eine grosse Rolle», sagt Oberbeck. «Werden kommunale Bauten aus dem Baustoff Holz errichtet, zeigen wir auf, dass Holz nicht nur praktisch und heimelig, sondern auch ästhetisch absolut interessant ist. Und was vielen einfach noch zu wenig bewusst ist: Holz wächst – im Gegensatz zu anderen Baustoffen – sozusagen vor unserer Haustür, Holz muss nicht erst produziert werden.»

Simon Oberbeck wird darum an der «Holzstrategie» festhalten – und er hofft, dass dieses Engagement Nachahmer findet. «Schön wäre es, wenn die Bestrebungen in unserem Kanton auch von aussen wahrgenommen würden. Alleine der Kanton Baselland besteht zu 42 Prozent aus Wald. Es ist zu hoffen, dass unsere Bestrebungen eine Signalwirkung haben und auch andere Kantone mitziehen.»

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